Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine bewusstere Lebensweise und ändern dabei auch die Art, sich zu ernähren. Nach Schätzungen gibt es allein in Deutschland etwas mehr als eine Millionen Veganer (2021). Das ist im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von etwas mehr als 80 Millionen Bürgern noch relativ gering. Doch immerhin ist die allgemeine Tendenz eher steigend. Die individuellen Beweggründe für den Wechsel sind mannigfaltig.
Einer der am häufigsten genannten Gründe ist das schlechte Gewissen. Viele finden es schlichtweg ethisch und moralisch nicht mehr vertretbar, Fleisch, das von lebenden Tieren stammt, zu konsumieren. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Tiere getötet werden, sondern dass sie als Nutztiere im Prinzip allein gezüchtet und gehalten werden, damit sie direkt oder indirekt Nahrungsmittel produzieren, bis sie gegen effizientere und produktivere Nachkommen ausgetauscht werden. Aus demselben Grund ist vielen der Vegetarismus nicht ausreichend genug und sie gehen den nächsten Schritt und verzichten auch auf Eier- sowie Milch und Milchprodukte.
Schon die breite Akzeptanz des Begriffs Nutztier als „normal“ setzt eine bestimmte Form der Erziehung voraus, die auf Dauer nicht mehr zeitgemäß sein wird, da sich das Bewusstsein der Menschen erweitert. Die Massentierhaltung kann zudem nur ein Auslaufmodell sein, da sie nicht funktioniert und alles andere als nachhaltig ist. Die Aspekte der Wirtschaftlichkeit überwiegen leider die Schattenseiten. Die Folgen für die Umwelt sind fatal und teilweise sogar dauerhaft oder gar irreversibel. Die Grundgewässer werden massiv mit Fäkalien verseucht. Die Atemluft ist besonders in der Nähe von großen Ställen zeitweise derartig verpestet, dass tiefes Einatmen unmöglich ist. Deshalb werden Stallungen nach Möglichkeit auch nicht in der Nähe von Wohnsiedlungen errichtet.
Auch die direkten und indirekten gesundheitlichen Beeinträchtigungen werden nahezu stillschweigend in Kauf genommen. Das vermehrte Auftreten von chronischen Infektionskrankheiten sowie Durchfällen sind nur zwei davon. Darüber hinaus ist das Fleisch aus der Massentierhaltung von fragwürdiger Qualität, weil während der Aufzucht regelmäßig Unmengen an Antibiotika zum Einsatz kommen. Gegen die Massentierhaltung spricht außerdem, dass dieser noch immer großflächige Waldgebiete dieses Planeten zum Opfer fallen. Denn größere Herden benötigen mehr Fläche als Auslauffläche oder für viel zu enge Ställe sowie für Nutzpflanzen für die Herstellung von Tierfutter. Und dabei darf man nicht vergessen, dass die Wälder auch Habitate seltener Tier- und Pflanzenarten sind.
Während die meisten Allesfresser den Verzicht auf Fleisch nach den obigen Gründen zumindest einigermaßen verstehen, können sie nicht nachvollziehen, warum nicht wenigstens Fisch als gesündere Alternative des Fleischs gesehen werden kann. Doch bei genauer Betrachtung der Fakten scheint dies nicht minder einleuchtend. Ein größer Anteil der verzehrten Fische stammt aus Massenzüchtungen und die meisten natürlichen Reviere sind längst drastisch überfischt. Weiterhin ist es nicht minder logisch, dass von Veganern bei generellem Verzicht auf sämtliche Fleisch- sowie Fischarten eben auch alle daraus hergestellten tierischen Produkte tabuisiert werden. Dazu zählen auch Wurstsorten, Fleischaufstriche oder Leder für Schuhe oder Wolle für Kleidung.